Nie fiel das Planen so schwer, wie in diesem Jahr, das uns in den ersten 30 Tagen schon den Boden der letzten Sicherheiten unter den Füßen wegezogen hat – und nie fand ich es unwichtiger. Wer weiß heute schon, wie die Welt in drei Wochen aussieht oder in einem halben Jahr?
Es gibt momentan wahrlich Dringenderes als die ganze Reiseplanerei. Wer jetzt noch unentwegt nur tolle Reisebilder postet und sich einfach „wie Bolle“ über seine Reisepläne freut, muss in meiner Timeline mal ein Weilchen stumm bleiben, denn das ertrage ich gerade nicht.
Das ist das Grundgefühl: Ich verstehe die Welt nicht mehr! Ich werde sehr gerne demütig einfach den ganzen Sommer nur in unserem Baggersee schwimmen ohne zu nörgeln, wenn – bitte, bitte – in unserer kleinen Welt alles so bleiben kann wie es ist. Aber es hilft ja nichts, das Einigeln.
Ich habe es immer etwas arrogant gefunden, dieses: „ Da kann man ja auch nicht mehr hinfahren.“ Aber nun scheint die bereisbare Welt plötzlich in atemberaubenden Tempo zu schrumpfen, ganz unabhängig von den finanziellen Mitteln. Weil so viele Ziele plötzlich unberechenbar werden, auch in dem Sinne, dass man einfach keine Lust mehr drauf hat. Sollte man andererseits vielleicht gerade in diese Länder reisen, in denen so viel negative aber auch positive Dynamik ist? Ich habe noch nie so viele wichtige, bewegende und inspirierende Meinungen, Artikel und Posts aus aller Welt gelesen. Eigentlich könnte ich im Moment nichts anderes tun.
Und jetzt trotzdem noch vom allgemein Düsteren ins Konkrete: Wir halten dieses Jahr einfach mal alles in der Schwebe.
Obwohl ich also mit allem rechne, wird auch hier ein wenig an Reiseideen gestrickt. Zum Glück haben wir haben in Niedersachsen wieder so gute Ferientermine, dass man sich kaum beklagen kann über den Schulferienzwang und auch nicht endlos vorbuchen muss. Es kann also alles noch offen bleiben.
Was so gerade nebenher reift an Ideen, mag in der Reisebloggerwelt allzu bescheiden aussehen. Ich denke einfach: So gut geht es uns, dass man heute kaum mehr drüber schreiben mag.
Jedenfalls passt es hoffentlich (soweit das überhaupt möglich ist) ganz gut für unsere unterschiedlichen Bedürfnisse vom dann Zehnjährigen über den Teenager bis hin zu den äußerst mittelalten Eltern: Bewegung, Chillen, Action, Sachen angucken.
Osterferien: Fläming-Skate, Radrennen und ein Barcamp?
In den Osterferien können wir nicht lange weg, denn am Ende liegt der Termin für das überaus wichtige Radrennen in unserer Region, die Tour d’Energie. Gefühlt fährt beim Rennen Jedermann und Jedefrau mit – außer myself, aber naja. Da muss natürlich vorher geübt werden.
Wir werden also vorher nur ein paar Tage in den Fläming fahren, worauf ich mich sehr freue. Die hoffentlich immer noch großartige Fläming Skate werden wir mit verschiedenen Rollen und Rädern ausprobieren. Wenn das nicht geht mit mittelgroßen Kindern, was dann? Entschieden ist das alles noch nicht und das hängt auch ein wenig daran, dass ich eine etwas seltsame Unterkunft gebucht habe, nämlich einen Schulbus. Das nun nicht, weil wir unbedingt außergewöhnliche Unterkünfte beziehen müssen, sondern weil er einfach genau richtig steht und drumrum genug Auslauf bietet sowie eine Feuerstelle. Andererseits bin ich mir doch ein wenig unsicher, wie cool es ist, im April einen Schulbus zu bewohnen und im Freien zu duschen, bzw. ob es nicht einfach ZU cool ist. Diesen kleinen Sidefact habe ich in der Familie auch noch etwas bedeckt gehalten. Und der Schulbus kann sogar noch storniert werden, was wiederum praktisch ist.
Sommerferien: Von da Vinci bis Jules Verne, Kunst in Nantes und mit dem Fahrrad den Atlantik runter auf der Vélodyssée!
Im Juni fangen dann schon unsere Sommerferien an und es wird wieder nach Frankreich gehen, und das noch bevor ganz Frankreich in den Sommerurlaub startet.
Diesmal wollen wir Fahrrad fahren, von Nantes aus auf der Fahrradroute Vélodyssée den Atlantik runter. Ich habe rund um diese noch vage Idee so viele inspirierende Orte gefunden, dass ich schon ganz kribbelig bin. Nantes ist sowohl eine kunstverrückte Stadt, als auch eine Fahrradmetropole, beide Aspekte waren mir neu und machen neugierig. Anschließend kommt natürlich wieder eine „Chillwoche“ irgendwo am Atlantik, wo es nur um Bodyboarding, Wellen, Strand und Sonnenuntergänge gehen wird. Sollte bis dahin noch schlimmes Unheil in Frankreich ausbrechen (Stichwort z.B. Wahlen), dann wird es eben der Weserradweg oder so. Aber das glaube ich nicht! Im Gegenteil: Ich hoffe nicht nur, sondern glaube schon fast, dass von Frankreich aus der Schwung für einen Wendepunkt in Europa kommen kann. Im Westen geht die Sonne auf…
Herbstferien: Auf Papas Spuren durch Marokko?
Für unsere wunderschön frühen Herbstferien gibt es noch keine Pläne. Da kann man ja alles machen! Nun habe ich neulich einen inspirierenden Dachbodenfund gemacht: eine Kiste mit wunderschönen Fotos von Marokko Roadtrip meines Vaters 1963. Seitdem hat sich so ein kleiner Floh in mein Ohr gesetzt, der mir sagt, dass ich diese Route nachreisen muss. Papa ist allerdings damals die 15000 Kilometer mit dem Auto hingefahren, ein Modell namens Prinz. Da wären wir natürlich deutlich uncooler unterwegs. Das ist aber längst noch kein familiärer Konsens und passt eigentlich nicht in den Frühherbst mit einem aufregendem Schulwechsel und Klassenfahrten direkt davor. Es sei denn, jemand hat einen Tipp, wie Marokko ganz gechillt ohne Reizüberflutung zu machen ist. Geht nicht, oder? Vielleicht muss ich das auch alleine machen. Und vielleicht auch nicht dieses Jahr – aber wer weiß.

1963: Papa in Marokko
Was ich mir außerdem wünschen würde in 2017:
- Mit mindestens einer meiner erwachsenen Töchter in eine aufregende Stadt. London geht immer Mädels, oder? Und wenn hier unter dem Post nicht mindestens ein fettes „YEAH!!!“ steht, dann ist die Idee auch schon wieder gestorben.
- Mal alleine wandern, vielleicht auf dem Weserberglandweg
- Weitermachen mit dem Projekt „den Harz entdecken“. Irgendwo müssen doch die wildromantischen kleinen Wanderwege sein. Vielleicht versuchen wir den Hexenstieg oder zumindest Teile davon. Und die Hirschbrunfterlebnistage im Harz lassen mich als Idee auch nicht los. Auch scheint im Harz eine dieser grässlich wackeligen Fußgängerbrücken in Weltrekordlänge vor der Eröffnung zu stehen, da könnte man glatt mal mit den Jungs drüberschwanken. Außerdem möchte ich meine frisch angefangene Sammlung schlimmer Hexenbilder ausbauen.
- Unser Kanu mal wieder zu Wasser lassen, bevor wir nicht mehr zusammen reinpassen
- Eine Kirschblütenwanderung
- Musik! Endlich mal in eine echte Philharmonie, idealerweise natürlich in die Elbphilharmonie, aber ersatzweise auch gerne in Berlin
- Die Documenta besuchen, aber nur in Kassel
- Dringend ein paar aufregende neue Museen „um die Ecke“ besuchen
- Auf Helgoland zelten
- Wandern in England
Die Übersicht sieht also bei uns demnach mehr als fluffig aus:
Januar: Ist schon rum, wir sind nicht weggewesen, nur krank. Dafür haben wir viele Filme geguckt und einige Bücher gelesen. Seit einigen Tagen lese ich aber nur noch Twitter und Zeitung.
Februar: Nix geplant. Vielleicht mal nach Goslar und bestimmt noch ins Phaeno nach Wolfsburg.
März: Nö, ich fahre nicht zur ITB.
April: Osterferien und Kurzurlaub im Fläming! Außerdem erwäge ich, mich zum Reiseblogger Barcamp in Bremen anzumelden. Das verspricht Inspiration. Andererseits ist Bremen meine Heimatstadt.
Mai: Was tun mit den vielen langen Wochenenden? Jedenfalls nicht auf die Autobahn… Hier kommen alle Überlegungen und Wünsche von oben ins Spiel.
Juni: Nach Frankreich! Radwanderung mit den Jungs an der Atlantikküste auf der Vélodyssée. Und noch viele andere schöne Sachen. Voraussichtlich.
Juli: Restferien im Lande und kleinere Touren
August: Schulwechsel unseres Jüngsten und die ganze Aufregung drumrum. Für mich ist ein äußerst spannendes Wochenende im Ostharz geplant.
September: Noch nix geplant
Oktober: Herbstferien, egal wo. Die ersten Oktoberwochen sind wunderbar! Marokko??? Irland? England? Kreta? Oder was in der Nähe?
November: Noch nix geplant. London im November war toll.
Dezember: NIE fahren wir im Dezember weg. NIE.
Und vorher habe ich noch viele schöne Sachen aus dem letzten Jahr, über die ich mich blogmäßig noch gar nicht hergemacht habe. Ist ja ein Hobby.
So viele Buchstaben und so wenig Bilder, schlimm oder? Danke für Eure Geduld (denjenigen, die es bis hierher geschafft haben). Mit diesem Beitrag nehme ich auf den letzten Drücker an der Jessicas Blogparade „Reisepläne 2017“ auf Yummytravel teil. Jessicas Blog kann ich auch darüberhinaus sehr empfehlen. Wir haben einige schöne Anregungen für unsere Schottlandreise dort gefunden (nur so zum Beispiel einen maximal unveganen Imbiss namens Oink in Edinburgh) und auch ihre wertvollen Toilettentipps für London habe ich mir abgespeichert für den nächsten Trip. Danke Jessica!